Unterwegs am Auffahrtstag

Banntag Wintersingen

Zwischen Grenzstein und Gemeinsinn

Punkt zwölf Uhr mittags an Auffahrt versammelte sich eine bunte Schar von Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohnern auf dem Gemeindeplatz, Startpunkt des alljährlichen Banntags. Die Route führte über die Hofmatt zur Nusshöferhöhe, weiter zur Sissacherhöhe und schliesslich über den Chienberg und den Hüenersädel hinunter zum Waldhaus.

Der Banntag ist weit mehr als ein Spaziergang – er ist gelebte Tradition, die tief in der Geschichte unserer Gemeinden verwurzelt ist, und ein Tag, an dem Gemeinschaft sichtbar und spürbar wird.

Während der Marschpause im Schatten hoher Bäume auf der Sissacherhöhe hielt Pfarrer Gerd Sundermann eine eindrucksvolle Ansprache. Er erinnerte daran, dass in diesem Jahr die Kirchgemeinden Sissach und Wintersingen zu einer neuen Gemeinde zusammengeschlossen wurden, in der auch der Ortsname Wintersingen einen festen Platz gefunden hat. Zudem sprach er über den Sinn und Zweck des Banngangs und über die besondere Rolle der Pfarrpersonen, denen es in Vergangenheit oblag, den Gemeindebann zu segnen.

Sundermann spannte den Bogen in die Gegenwart: „In einer Zeit des Wandels braucht es mehr denn je Respekt – nicht nur gegenüber Traditionen, sondern auch gegenüber Menschen, die bei uns Zuflucht suchen.“ Und weiter: „Wer hierherkommt, soll in Sicherheit leben dürfen – aber auch verstehen, dass Freiheit in der Schweiz auf gegenseitigem Respekt, auf Gesetzen und Mitverantwortung beruht.“

Er plädierte für eine offene, aber klare Haltung: „Es braucht Offenheit auf beiden Seiten – wir müssen bereit sein, Hilfe zu leisten, dürfen aber auch erwarten, dass unsere Werte geachtet werden.“

Gestärkt durch diese Worte ging es weiter – und zwar steil: Ein kräftiger Anstieg Richtung Sissachfluh verlangte nochmals einiges an Kondition. Dafür wurde man mit grandiosen Ausblicken und einem abwechslungsreichen Weg belohnt. Der Pfad entlang des Chienbergs führte durch lichte Wälder, bevor der Abstieg über die spektakuläre Treppe am Hüenersädel hinunter zur Waldhütte führte. Für manche eine Herausforderung, für andere der Höhepunkt des Tages.

Der Tag fand seinen stimmungsvollen Abschluss beim Waldhaus bei Steaks, Grillwürsten, Getränken und angeregten Gesprächen. Noch lange sass man bei schönem Wetter beisammen, tauschte Geschichten aus und freute sich über das, was dieser Tag einmal mehr gezeigt hatte: Tradition lebt – wenn man sie gemeinsam geht.
Christoph Schaffner, Kirchenpfleger, Wintersingen